Zahlen & Fakten | ZsN 2022

TRAURIGER ALLTAG – AUCH IN DEUTSCHLAND

PARTNERSCHAFTSGEWALT

aktualisiert 24. November 2022

Jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch ihren Ehemann oder (Ex-)Partner

  • 113 Frauen starben 2021 in Deutschland durch die Hand des Partners oder Ex-Partners. (2020 waren es 139.)
  • Bei fast der Hälfte der Fälle der Tötungsdelikte (47,2 Prozent) war der Täter der Ehepartner.
  • 369 Frauen wurden Opfer von (versuchtem Mord) und Totschlag durch ihren (Ex-)Partner (2020 waren es 359).

Betroffen sind überwiegend Frauen

  • Jede Stunde werden durchschnittlich 13 Frauen Opfer von Gewalt in Partnerschaften.
  • Mord, Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution: 143.604 Menschen wurden in Deutschland im Jahr 2021 Opfer von Partnerschaftsgewalt. Das sind 4.427 oder 2,5 Prozent weniger als 2020). Rund 80,3 Prozent davon waren Frauen (2020 waren es 80,5 Prozent).

Steigende Tendenz

  • Die Gesamtzahl der Taten partnerschaftlicher Gewalt ist zwischen 2015 und 2021 kontinuierlich gestiegen. Zwischen 2017 und 2021 um 3,4 Prozent.
  • Trotz Pandemie und Corona-Schutzmaßnahmen ergab sich auch 2021 kein signifikanter Anstieg der registrierten Fälle von Partnerschaftsgewalt. Das tatsächliche Ausmaß könnte sich jedoch vergrößert haben, worauf die Zahlen des Hilfetelefons hindeuten:
  • Das bundesweite Hilfetelefon verzeichnete 2021 54.000 Beratungskontakte. 2020 waren es 51.000, was einem 15 Prozent-Anstieg seit 2019 bedeutete.
  • Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen" bietet Frauen unter der Nummer 08000 116 016 rund um die Uhr kostenlose und anonyme Beratung in 18 Sprachen an. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de.

Tatverdächtig sind überwiegend Männer

  • 78,8 Prozent der Tatverdächtigen waren Männer.

Die Kriminalistische Auswertung Partnerschaftsgewalt 2021 des Bundeskriminalamtes finden Sie hier: https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebi...

GESCHLECHTERSPEZIFISCHE UND SEXUALISIERTE GEWALT | ALLGEMEIN

Geschlechterspezifische und sexualisierte Gewalt nehmen zu
  • Die Zahl der Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung sowie die Zahl sexueller Übergriffe nahm im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent zu. Die Gesamtzahl lag bei 9.903 Fällen. 94 Prozent der Opfer waren Frauen.

Diese Zahlen entstammen dem PKS 2020 des Bundeskriminalamts.

Dunkelziffer deutlich höher

Alle diese Zahlen stehen für das so genannte Hellfeld. Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Straftaten liegt deutlich höher, denn noch immer lassen die Kontrolle durch den Täter und die Angst vor Repressalien die Betroffenen davor zurückschrecken, sich die notwendige Hilfe zu holen.

Die EU-Studie 'Gewalt gegen Frauen' der European Union Agency For Fundamental Rights von 2014 schätzt, dass fast die Hälfte der von körperlicher und sexueller Gewalt Betroffenen sich niemandem dazu anvertrauen. Sie schweigen vor allem dann, wenn der Täter der aktuelle oder frühere Beziehungspartner ist oder war.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.

IN DEUTSCHLAND FEHLEN RUND 14.600 PLÄTZE IN FRAUENHÄUSERN

Gemäß Istanbul-Konvention soll es pro 10.000 Einwohner (also Männer, Frauen und Kinder) einen sogenannten „Family Place" als Schutzraum geben.

Das ist die statistische Berechnungsgröße. Viele Frauen, die Schutz suchen müssen, benötigen auch Platz für ihr Kind oder ihre Kinder. Hochgerechnet bedeutet das: Deutschland braucht 21.400 Plätze in Frauenhäusern.

Tatsächlich gibt es nur 6.800. Neun Jahre nach der Unterzeichnung der Istanbul-Konvention ist die Bundesrepublik mit 14.600 Plätzen im Soll. Für von häuslicher Gewalt Betroffene und ihre Kinder ein unhaltbarer Zustand.

Der Bund hat bis 2025 120 Millionen Euro als Unterstützung von Ländern und Kommunen bei der Umsetzung der Istanbul-Konvention zugesagt.

FOLGEN VON PARTNERSCHAFTSGEWALT

Neben physischen Verletzungen beeinträchtigen psychische Traumafolgestörungen das Leben der Betroffenen. Durch indirekte oder direkte Gewalterfahrungen traumatisiert sind dabei häufig auch ihre Kinder.

Als konkrete Folgen zählt die EU-Studie 'Gewalt gegen Frauen' der European Union Agency For Fundamental Rights von 2014 den Verlust des Selbstbewusstseins, das Gefühl der Verletzlichkeit, Schlafstörungen und Ängste auf.

Anhaltende Gewalterfahrungen in Partnerschaft und Familie führen zu schweren, chronisch verlaufenden psychischen Erkrankungen mit intensivem Therapiebedarf wie zum Beispiel Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen

"Im Durchschnitt wird jede dritte Frau
Opfer einer Gewalttat, einer Vergewaltigung
oder eines Angriffs."

Susanne von Bassewitz, Präsidentin Zonta International 2018 - 2020


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